ALT-OHLISCH


Die Gemeinde Alt-Ohlisch, im Gerichtsbezirk Böhmisch Kamnitz gelegen, bestand aus der Ortschaft Alt-Ohlisch mit den Ortsteilen Hadergrund, Philippinau und Bauscheibe. Das 462 ha umfassende Gemeindegebiet ist ein Hügelland, das durch zahlreiche Sandstein-Felsbildungen und Talgründe touristisch interessant ist. Oberhalb des Ortes Alt-Ohlisch fließt der von Güntersdorf kommende Dorfbach durch die Wolfsschlucht, in welcher durch Aufstauung von 1900 bis 1908 die „Austria Klamm” mit Kahnfahrt und Restauration bestand. Die Anlage wurde infolge eines Hochwassers zerstört. Alt-Ohlisch war wegen seines Waldreichtums eine beliebte Sommerfrische. Der als Badesee beliebte Ohlischer Großteich wurde durch den Herrschaftsbesitzer Hans von Salhausen um 1570 mittels eines Dammes aufgestaut. Seine Größe beträgt etwa 18 ha. Alt-Ohlisch, Bauscheibe und Philippinau sind trotz des Fehlens von bedeutenden Industriebetrieben keine reinen Bauerndörfer gewesen, denn der größere Teil der Bevölkerung, rund 54 %, fand sein Auskommen in industriellen und handwerklichen Berufen außerhalb der Gemeinde. Auf Land- und Forstwirtschaft entfielen nur 24 % der Arbeitsplätze. Im Wirtschaftsbereich Handel und Verkehr waren 10 % der Bevölkerung tätig.

Kirchlich gehörte Alt-Ohlisch mit seinen zugehörigen Ortsteilen stets zur Pfarrei St. Georg in Güntersdorf. Mit diesem war Alt-Ohlisch ab etwa 1540 bis 1645 evanglisch und nach der Rekatholisierung bis 1725 der Pfarrei St. Martin in Markersdorf unterstellt. Von den Kirchenbüchern sind die Taufmatriken ab 1616, die Traumatriken ab 1602 und die Sterbematriken ab 1616 erhalten. Das älteste Grundbuch beinhaltet Eintragungen aus der Zeit von 1561 bis 1620. Nachdem darin Schöppen verzeichnet sind, hat sicherlich ein Erbgericht bestanden, das später in ein Ortsgericht umgewandelt wurde. Von 1610 bis 1612 war Thomas Bendel und 1712 ein Knothe der Ortsrichter. Das Gericht wurde 1849 aufgelöst. Philippinau hatte einen eigenen Ortsrichter. Von 1850 bis 1875 war Neu-Ohlisch nach Alt-Ohlisch eingemeindet.

Alt-Ohlisch
Es scheint wahrscheinlich, dass Alt-Ohlisch durch den Ausbau eines älteren Kleinstsiedlungsplatzes, z.B. einem gaugräflichen oder herrschaftlichen Wirtschaftshof, entstand. Der Ortsname geht vermutlich auf einen vordeutschen Geländenamen zurück, der aus dem altsorbischen Wort für Erle hervorgegangen ist. Im ältesten Kamnitzer Stadtbuch von 1380 wird Ohlisch als „Olusch” erwähnt. 1412 und 1451 heißt es „czur olysch” und 1488 „von der Olisch”. Die ältesten Einwohnernamen von „Olisch” sind (im Kamnitzer Stadtbuch) Hempel Blahut (1380), Bendel (1412 und 1451), Stelzig (1488) sowie Schiemann oder Schimmel (1586). 1654 gab es 26 Häuser in Alt-Ohlisch, die Bauern hießen Bendel, Gautsch, Tietze und Hübel. Die Gärtner waren Füger, Großer, Knechtl, Mengemann und Schimmel. 1713 standen 36 Häuser, die von zwölf Wirten und 24 Häuslern bewohnt waren. 1787 waren es 45 bzw. mit den zugehörigen Ortsteilen Philippinau, Hadergrund und Bauscheibe sogar 73 Wohngebäude. 1833 standen 66 Häuser, in denen 343 Einwohner lebten. Einschließlich der Ortsteile waren es 93 Häuser und 493 Einwohner. Bei den Volkszählungen von 1869 und 1890 wurden für die gesamte Gemeinde 551 bzw. 479 deutsche Einwohner festgestellt. 1934 waren die häufigsten Namen in Alt-Ohlisch Schimmel, Knothe, Bendel, Kühnel, Hein, Lorenz, Sturm, Ahne, Paudler und Stelzig. In Philippinau waren es Bendel und Tröschel. In Bauscheibe waren die Familien Neumann, Zahn, Morche und Knothe zuhause.

Der Meierhof von Alt-Ohlisch ist 1496 von der älteren Herrschaft Scharfenstein eingerichtet worden und wurden später auch von der Herrschaft Bensen bzw. vom Gut Markersdorf (Rotenhof) bewirtschaftet. Anfang des 16. Jahrhunderts und nach dem 30-jährigen Krieg wurde der Meierhof durch eine bzw. weitere zwei Bauernstellen vergrößert.

Hadergrund
Der Name Hadergrund dürfte von einem Streit herrühren, der einmal wegen der dortigen Besitzverhältnisse geführt worden war. Als Geländename ist er seit dem 16. Jahrhundert belegt. Die Besiedlung erfolgte jedoch erst seit 1611. Das eine und später das zweite Haus von Hadergrund standen unweit des Ortsrandes von Windisch Kamnitz.

Bauscheibe
Bauscheibe wurde vermutlich für einige Arbeiter des neu errichteten Meierhofes Alt-Ohlisch als Häuslersiedlung im Jahre 1530 angelegt. Der Name bedeutet Hausbauten an einer Wegkrümmung („Scheibe”). 1833 lebten 29 Einwohner in vier Häusern. 1890 gab es 26 Bewohner und 1930 lebten nur noch 12 Menschen in Bauscheibe.

Philippinau
An der Stelle von Philippinau befanden sich ursprünglich drei Bauerngüter mit dem Namen „Audörfel”. 1708 begann Franz Graf von Thun eine neue Ortschaft anzulegen, die er nach seiner Gattin Philippine benannte. 1709 sind die 12 Siedler im Feldverpachtungsprotokoll genannt: Dürr (als Förster), Dietze, Neumann, Walter, Palm, Bittner, Püsche, Mühle, Knote, Böhm, Michel und Zumpe. 1713 wurden für „Neu-Philipps-Bau” 12 Häuser verzeichnet. 1787 und 1833 standen 23 Häuser mit (1833) 130 Einwohnern. Zahlreiche Einwohner lebten von der Weberei. 1857 lebten 145, 1869 und 1890 nur noch 133 bzw. 113 deutsche Einwohner im Ort. Die in Philippinau mehrfach vorkommenden Namen waren 1934 Bendel, Tröschel, Knothe, Langer und Richter.

Heute gehört die tschechische Gemeinde Stará Oleška (= Alt-Ohlisch) zusammen mit Nová Oleška (= Neu-Ohlisch) und Františkův Vrch (= Franzberg) zur politischen Gemeinde Huntířov (= Güntersdorf). 1961 lebten 137 Menschen in der mit Nová Oleška vereinten Gemeinde Stará Oleška. Am 28.08.2006 wurden in der Gesamtgemeinde 728 Einwohner registriert. Bauscheibe und Hadergrund bestehen heute nicht mehr und Philippinau wird nicht mehr eigens erwähnt.

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