EULAU


Die Marktgemeinde Eulau im Gerichtsbezirk Tetschen bestand aus der Ortschaft Eulau mit dem Ortsteil Ober-Eulau samt „Rübendörfl”, dem Ortsteil Neu-Eulau und der einschichtigen Jahnhütte auf dem Hegeberg sowie der Ortschaft Gesteinigt und der Ortschaft Merzdorf mit den Ortsteilen Steinhof, Dönermühle (oder Neumühle), Froschmühle (oder Alte Hütte) und Rote Mühle. Die aneinander stoßenden Ortschaften Eulau, Gesteinigt und Merzdorf werden auf 4 km Länge von der Staatsstraße Bodenbach-Teplitz durchzogen, die auf der Trasse der mittelalterlichen Handelsstraße von Nürnberg in die Lausitz verläuft. Das Gemeindegebiet von Eulau liegt zum größten Teil in einem prächtigen Talkessel des Eulautales, zieht sich aber auf beiden Talseiten weit die Berghänge hinan. Der nordwärts gelegene Teil gehört zum Elbsandsteingebirge, im Süden von Eulau beginnt das Böhmische Mittelgebirge. Die Gesamtfläche der Gemeinde betrug 1.425 ha, davon waren Eulau 1.121 ha und Merzdorf 303 ha zuzurechnen. Die Landwirtschaft nahm etwa 64 % und die Forstwirtschaft rund 30 % der Gesamtfläche ein. Infolge der seit der Mitte des 19. Jahrhunderts einsetzenden Industrialisierung überwogen in der Gemeinde die Wirtschaftsbereiche Industrie und Handwerk, in welchen fast 60 % der Erwerbsbevölkerung beschäftigt waren. Der Anteil an der Land- und Forstwirtschaft betrug nur 8 % und die Bereiche Handel und Verkehr beschäftigten 15 % der Einwohner.  

Eulau gehört zu den in der Blütezeit des deutschen Landausbaus im 13. Jahrhundert errichteten Pfarreien. Die Kirche war der Hl. Dreifaltigkeit geweiht. Von 1570 an bis 1628 war die Pfarrei lutherisch. Zur Zeit der Rekatholisierung wurde Eulau ab 1628 von Königswald aus verwaltet, 1682 wurde es eine Expositur und 1832 eine Filiale von Königswald. 1849 wurde die Pfarrei kirchlich wieder selbständig. Der Pfarrsprengel umfasste seit altersher Eulau, Gesteinigt, Merzdorf, Riegersdorf (mit Steinsdorf), ab 1788 auch Schneeberg, ferner bis 1853 (mit Ausnahme einer kurzen Unterbrechung um 1800) die Gemeinde Ohren. Die Matriken der Pfarrei Eulau sind seit 1669 erhalten.

Seit ältester Zeit befand sich ein Erbgericht in Eulau. Das älteste, nur fragmentarisch erhaltene Gerichts- und Grundbuch begann 1481 – es ist heute verschollen. Erhalten blieb das zweite, 1527 begonnene Grundbuch. Die Namen der Richter sind lückenlos bekannt - es hatten dieses Amt von 1563 bis 1780 inne: Berke, Rudiger, Erlemann, Soldan, Nickel und Jäckel sowie später Fleischer, Kargel, Tampe, Werner, Perten, Löbel und Braut. Die seit 1850 eingerichtete Gemeinde Eulau umfasste zunächst den gleichen Bereich wie das alte Gericht Eulau - nämlich Eulau, Gesteinigt, Merzdorf und Riegersdorf mit Steinsdorf - wovon aber Riegersdorf 1856 als selbständige Gemeinde abgetrennt wurde. Vermutlich zwischen 1713 und 1749 wurde die Ortschaft Eulau zum Marktflecken erhoben. Die Gründung des deutschen Dorfes Eulau als zweireihige vollbäuerliche Siedlung mit Waldhufenanlage dürfte im 13. oder Anfang des 14. Jahrhunderts erfolgt sein. Es könnte sich um eine vom Johanniterorden veranlasste Rodung gehandelt haben, nachdem der Orden seit dem Jahre 1169 im Gebiet nördlich von Aussig siedlerisch tätig war. Beim Namen dürfte es sich um eine slawische Namenswurzel, der auf einen vordeutschen Geländenamen zurückgeht, handeln oder die ersten Siedler haben den Namen aus dem sächsischen Raum mitgebracht. Herrschaftlich war das Dorf vom 14. bis 17. Jahrhundert zweigeteilt, bis es 1630 durch die Familie Thun-Hohenstein aufgekauft wurde und bis 1850 (mit Ausnahme einer kurzen Unterbrechung von 1653 bis 1671) bei dieser Herrschaft verblieb und dann in den Gerichtsbezirk Tetschen eingegliedert wurde.  

Trotz des seit 1580 bestehenden Wappens mit einer Eule dürfte der Name nicht auf den Vogel zurückzuführen sein. Die älteste bekannte Nennung Eulaus erfolgte in einer lateinischen Urkunde von Aussig aus dem Jahre 1348, in der von „Eulow” die Rede ist.  

Von der Zeit zwischen 1537 und 1599 sind die Familiennamen Blumentritt, Hechel, John, Kern, Klement, Klotz, König, Künzel, Petzelt, Pfützner, Schmied, Schmidt, Schwemmer, Simon, Wenig, Winter und Zinke erhalten. 1654 hatte „Eylaw” mitsamt Gesteinigt, Merzdorf und Riegersdorf 110 Häuser. In Eulau alleine gab es 34 Bauern, 12 Gärtner und 15 Häusler - also 61 Häuser insgesamt. Die in der Steuerrolle von 1654 aufgelisteten Namen lauten Klement, Fritsche, Paul, Drechsler, Jäger, Nickel, August, Giersig, Guth, Hampe, Hieke, Hüttel, Jähnel, Kargel, Luprich, Petzelt, Schmidt, Simon, Sengbarth, Tampe, Thiele, Tschech (?), Werner, Panke, Funke, Gaube, Ochse, Paul, Zinke, John und Lange. 1713 hatte der Gutsbezirk Eulau 145 Häuser, worauf 75 auf das Dorf Eulau entfielen. 1787 sind für den Marktflecken „Eule oder Eula” 107 Hausnummern angegeben und 1833 bestand der Ort aus 145 Häusern, in denen 947 Einwohner lebten. Innerhalb des Marktfleckens wurden „Ober-Eulau” und der 1771 entstandene Ortsteil „Rübendörfl” unterschieden. Neu-Eulau kam erst nach Auflösung des Schlossmeierhofes ab etwa 1850 hinzu. 1869 und 1890 hatte sich die Bevölkerungszahl der Ortschaft Eulau auf 1.202 bzw. 1.311 deutsche Einwohner erhöht und war bis 1930 als Folge der Industrialisierung, die ab 1842 mit der Errichtung der Schafwollspinnerei Josef Münzberg im Schlossgebäude eingeleitet wurde, auf 1.760 Personen gestiegen. 1934 waren die häufigsten Familiennamen Fritsche, Nickel, Klement, Jäger, Thiele, Jahnel, Rotsch, Tampe, Lösel, Werner, Dörre, Hampe, Hamprecht, Hieke, Seidel, Stroche, Windrich, Kretschmer, Löbl, Blumtritt, Drexler, Focke, Hübsch, Hortsch, Michel, Schamfuß und Wolf.  

Gesteinigt
Gesteinigt wurde ab 1530 von den Grundbesitzern, den Herren von Bünau, angelegt, vermutlich um den Arbeitern des vergrößerten Eulauer Meierhofes und des damals gegründeten Brauhauses eine Wohnung zu geben. Der Ortsname beruht offensichtlich auf den steinigen Böden des Geländes. 1654 wurde der Ort nicht eigens in der Steuerrolle ausgewiesen, doch standen zu dieser Zeit 21 Häuser, deren Zahl sich bis 1690 auf 24 erhöhte. An Familien gab es zu dieser Zeit Paul, Petzelt, Schmidt, Vogel, Winkler, Dörre, Girsig, Grubner, Hartsch, Hieke, Luprich, Schröter, Schütz, Schwarz, Simon, Strache und Werner. 1787 wurden für Gesteinigt 61 Hausnummern angegeben und 1833 standen 73 Häuser, in denen 448 Menschen lebten. Bis 1869 und 1890 war deren Anzahl auf 717 bzw. 748 Einwohner gestiegen. 1930 wurden 1.044 Bewohner gezählt. Die häufigsten Familiennamen waren 1934 Fritsch(e), Löbel, Nickel, Thiele, Schlösinger, Lösel, Tampe, Hampe, Hübsch, Jäger, Hübner, Schicktanz, Schmidt, Werner, Hieke, Hortsch, Jahnel, Kargel, Klement, Kühnel, Peschke, Rotsch und Windrich.  

Merzdorf
Die Gründung von Merzdorf dürfte während des 14. Jahrhunderts erfolgt sein. Der Ortsname scheint ziemlich eindeutig auf den Personennamen Martin zurückzugehen. Die beiden ältesten namentlichen Nennungen finden sich in tschechischen Urkunden von 1455 und 1544; sie lauten „Martinovicze” bzw. „w Martiniewßy”. Aus der Zeit 1550 bis 1595 sind die Namen der Bauern Fritsche, Hieke, Hofmann, Höschel, Jäger, Kettner, Klement, Künzel und Zinke sowie der Gärtner Kargel bekannt. Im Urbar von 1650 kamen die Familien Jäger, Franke, Hamann, Hein, Thiele und Tscheche vor. Für 1654 und 1713 fehlen getrennte Nachweise für Merzdorf, da nur das Gut Eulau insgesamt ausgewiesen wurde. 1787 wurde Merzdorf mit 46 Hausnummern angegeben, zuzüglich den zwei Nummern der Froschmühle. 1833 lebten 354 Einwohner in 53 Häusern. Bis 1869 und 1890 hatte sich der Bevölkerungsstand auf 647 bzw. 730 Personen erhöht. 1930 waren es wegen der zunehmenden Industrialisierung schon 953 Einwohner. Die häufigsten Merzdorfer Familiennamen von 1934 waren Windrich, Franze, Fritsche, Hübner, Jäger, Schicktanz, Klement, Löbel, Rotsch, Thiele, Walter, Werner, Lösel, Berger, Böhm, Hacker, Hesche, Hieke, Hofmann, John, Kühnel und Paul.  

Die tschechische Stadtgemeinde Jilové (= Eulau) hatte 1961 insgesamt 3.058 Einwohner, davon entfielen auf die Ortschaft Jilové 1.317 Personen, auf Kamenná (= Gesteinigt) 967 Personen und Martiněves (= Merzdorf) 774 Personen. Am 03.07.2006 lebten 5.321 Menschen in der Stadtgemeinde Jilové, zu der seit 1976 auch die Ortschaft Sněžník (= Schneeberg) und seit 1980 die beiden Ortschaften Modrá (= Riegersdorf) und Kamenec (= Steinsdorf) gehören, am 01.01.2018 waren es insgesamt 5.171 Bewohner.

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