GROß-BOCKEN


Die Gemeinde Groß-Bocken im Gerichtsbezirk Bensen bestand ausschließlich aus der Ortschaft Groß-Bocken. Innerörtlich wurden das Ober-, das Mittel- und das Niederdorf unterschieden. Das Gemeindegebiet nimmt eine nach Südosten öffnende Mulde ein. Die Gesamtfläche der Gemeinde umfasste 623 ha und war zu fast 80 % landwirtschaftlich genutzt, etwa 20 % waren bewaldet. Der Anteil der in der Landwirtschaft tätigen Einwohner betrug 28 %, Industrie und Handwerk ernährten 47 % der Bewohner. In Handel und Verkehr waren 12 % der Erwerbstätigen beschäftigt. Die meisten Groß-Bockener fuhren nach Franzenthal, Politz und Sandau zur Arbeit.  

Groß-Bocken gehörte ursprünglich zur Stadtpfarrei St. Bartholomäus in Sandau und war nach der Rekatholisierung bis 1658 der Pfarrei Ober-Politz unterstellt. Als 1722 in Klein-Bocken eine eigene Pfarrei St. Wenzel eingerichtet wurde, kam Groß-Bocken zu diesem neuen Kirchspiel. Die Matriken für Groß-Bocken sind wie alle Kirchenbücher der Pfarrei Klein-Bocken seit 1713 (Einrichtung einer Filialkirche von Sandau) erhalten. Es ist anzunehmen, dass Groß-Bocken seit seinem Bestehen ein deutschrechtliches Erbgericht hatte. Seit dem 17. Jahrhundert bestand ein Ortsgericht, das für 1665 belegt ist. Die im Jahr 1849 gebildete politische Gemeinde Groß-Bocken umfasste auch die Ortschaften Alt-Schockau und Karlsthal, die 1877 bzw. 1914 als selbständige Gemeinden abgespalten wurden.  

Groß-Bocken ist ein im 13. Jahrhundert entstandenes deutsches Rodungsdorf, dessen doppelreihige waldhufenförmige Anlage im Gelände noch erkennbar ist. Der Ortsname geht zweifellos auf einen vordeutschen Geländenamen zurück, nämlich auf das slawische Wort „bukowina” (= Buchenwald). In diesen Wald war die Rodungssiedlung offenbar hinein gelegt worden. Die älteste bekannte urkundliche Nennung, die im Kamnitzer Stadtbuch zu finden ist, stammt von 1385 und lautet „Bockven”. 1633, inmitten des Dreißigjährigen Krieges, war das riesige Heer Wallensteins durch Groß-Bocken gezogen. In der Steuerrolle von 1654 hatte der Ort bereits 55 Häuser. Im Dorf lebten 17 Bauern-, sechs Gärtner- und 32 Häuslerfamilien. Die Bauern hießen damals Janich, Schiffner, Fischer, Grumbach, Heide, Köhler, Lorenz, Mücke, Pompe, Pringe, Ritschel, Ulrich, Wagner und Zimmer. Von diesen Namen sind Grumbach, Mücke und Bittner bereits für das Jahr 1550 nachgewiesen. 1713 standen 66 Häuser (29 Wirte und 37 Häusler, von denen die meisten als Taglöhner arbeiteten). Es gab zwei Meierhöfe, eine herrschaftliche Schenke und eine Brauerei. 1787 wurden 122 Hausnummern und ein „mittelmäßiges Schloss” sowie zwei Meierhöfe verzeichnet. 1833 stellte der Topograph Schaller in seiner Beschreibung 156 Häuser und 1.046 Einwohner fest. 1848 erreichte die Bevölkerung mit 1.145 Einwohnern ihren Höchststand. Nach den Volkszählungen von 1869 und 1890 besaß Groß-Bocken 1.077 bzw. 964 durchwegs deutschsprachige Einwohner. Durch die Industrieferne nahm die Bevölkerung dann ab. Die häufigsten Familiennamen waren 1945 Schiffner, Janich, Heide, Ritschel, Weikert, Sommer, Wagner, Handschke, Funke, Hackel, Hauptmann, Jahnel, Aust, Heller, Möser, Patzner, Reichelt, Rösler und Storch.  

Schloss Großbocken und Meierhöfe
1530 war Groß-Bocken der Sitz eines selbständigen Gutes geworden. Bald darauf entstanden das Schloss sowie zwei Meierhöfe und eine Brauerei. Das Schloss war von einem Wallgraben umgeben. Das herrschaftliche Gebäude wurde ab 1732 nicht mehr benutzt, blieb seit 1756 unbewohnt und wurde 1798 verkauft. Danach wurden das Obergeschoss abgetragen und der Unterbau in vier Wohnhäuser umgebaut (die Häuser Nr. 6, 7, 146 und 147). Die beiden Meierhöfe waren im 16. Jahrhundert durch Aufkauf von mindestens sieben Bauerngüter gebildet worden. Kurz vor dem Jahre 1800 wurden die beiden Gutshöfe aufgelöst und die Felder an Siedler verkauft. Dabei entstand auf den Gründen des sogenannten „Oberhofes” 1792 die Ortschaft Karlsthal, die bis 1914 zur Gemeinde Groß-Bocken gehörte und dann selbständig wurde. Der untere Meierhof, der „Niederhof” lag beim unteren Ortsausgang. Bei seiner Auflösung kamen die dazugehörigen Felder an 20 Kleinlandwirte.  

Die tschechische Gemeinde Velká Bukovina (= Groß-Bocken) bildet zusammen mit den Orten Karlovka (= Karlsthal) und Malá Bukovina (= Klein Bocken) eine politische Gemeinde unter dem Namen Velká Bukovina. Bei der Zählung vom 28.08.2006 wurden 410 Menschen in der gesamten Gemeinde registriert, am 01.01.2018 waren es 495.

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