HERRNSKRETSCHEN


Die Gemeinde Herrnskretschen im Gerichtsbezirk Tetschen bestand aus der Ortschaft Herrnskretschen und den Einschichten Dürrkamnitz und Prebischtor. Die Gesamtfläche der Gemeinde betrug 828 ha. Die Ortschaft Herrnskretschen liegt rechtselbisch 12 km nördlichen von Tetschen in etwa 120 m Meereshöhe an der tiefsten Stelle Böhmens. Die West- und Nordgrenze der Gemeinde ist gleichzeitig Landesgrenze zwischen Böhmen und Sachsen. Das Gemeindegebiet ist fast durchwegs bergig und felsig. Es reicht von 113 m Meereshöhe am Elbespiegel bis etwa 490 m hinauf zu den Hängen des Großen Winterberges. Oberhalb der Ortschaft verengt sich das Kamnitztal zum 1,5 km langen Edmundsgrund, der in die 1 km lange Edmundsklamm übergeht; ein Stück weiter folgt die Wilde Klamm - beides sind heute Naturschutzgebiete. Der Norden und Nordosten des Gemeindegebietes ist von ausgedehnten Sandsteinfelsbildungen erfüllt. Der bedeutendste Fels ist das Prebischtor – eine ausgehöhlte, freistehende Felsbrücke mit 20 m Höhe, 30 m Länge und einem 3 bis 4 m dicken Torbogen. Es zählt als europäisches Naturwunder und wurde schon im 15. Jahrhundert in einer Urkunde als „Hohes Tor” bezeichnet; der Name geht vermutlich auf den Familiennamen „Prebis” zurück. Vom Prebischtor führt der berühmte „Gabrielensteig” nach Rainwiese. Von der Herrnskretschener Gemeindefläche entfallen 84 % auf Waldboden, 12 % auf felsiges Gelände und nur 4 % auf landwirtschaftliches Kulturland. Von den Wirtschaftsbereichen dominierte in Herrnskretschen mit Abstand der Handel (insbesondere Holzhandel) und der Verkehr (Bahn, Schifffahrt, Flößerei) sowie das Gaststätten- und Beherbergungsgewerbe mit über 55 % Anteil an der Wohnbevölkerung.  

Bis 1786 gehörte Herrnskretschen zum Kirchsprengel der schon 1240 gegründeten Pfarrei Arnsdorf. Seitdem war der Ort eine Lokalie von Arnsdorf, ab 1853 wurde Herrnskretschen eine selbständige Pfarrei. Die Pfarrkirche ist dem Hl. Johannes von Nepomuk geweiht. Sämtliche Matriken sind seit 1785 erhalten.  

Die Geschichte von Herrnskretschen reicht in die Blütezeit der deutschen Siedlungstätigkeit des frühen 14. Jahrhunderts zurück, obwohl es selbst keine landwirtschaftliche Rodungssiedlung ist. Um 1310 entstand eine herrschaftliche Mahl- und Sägemühle. Der Name Herrnskretschen bedeutet wohl „Felswirtshaus” („Kretscham” = Wirtshaus), das an einem scharf vorspringenden Felsen (einem „Horn” oder „Gehörn”) liegt. Die älteste bekannte urkundliche Nennung von Herrnskretschen erfolgte 1445, als Bartel Lühne, „Kretschmer an der Kamnitzbach” einen Kaufvertrag mit dem Tetschner Bürger Haußen abschloss. Die Familiennamen der Steuerrolle von 1654 lauten Kürschner, Purschberg (?), Richter, Ullrich, Ehrlich (oder Ettrich), Guth, Hansel, Hübl (oder Hebl), Jäger, Kalb, Kühnel, Linhart und Wirsam. 1713 hatte „Herns Kratschen” 27 Wirte. Die Namen lauteten Seidel, Guth, Neise, Jäger, Reinert, Wirsam, Dittrich, Ettrich, Hebel, Peche, Richter, Stelzig, Uhmann, Weber und Wurm. 1740 wurden 42 Häuser mit 220 Bewohnern gezählt und 1787 hatte „Herrnskrätschen” 63 Häuser mit etwa 380 Einwohnern. 1833 lebten 442 Menschen in 74 Häusern im Ort, wovon neun Häuser elbabwärts als Niederkretschen genannt wurden.  

Niederkretschen
Dieser Ortsteil zwischen Kamnitzbachmündung und Landesgrenze hat bereits im 18. Jahrhundert bestanden. 1835 standen dort 10 Häuser.  

Dürrkamnitz
Die Einschicht entstand 1793 durch Errichtung einer Mahlmühle, die 1882 abbrannte. Zeitweise befanden sich dort auch eine Brettmühle und eine Lohstampfe sowie drei Wirtshäuser.  

Prebischtor
Die Einschicht Prebischtor wurde 1826 als einfache Schenke gegründet, die 1881 durch ein Hotel ersetzt wurde.  

Die häufigsten Familiennamen in Herrnskretschen waren 1934 Richter, Wirsam, Dittrich, Grünzner, Guth, Schlögel, Wurm, Beutel, Clar, Pieke, Seidel, Bienert, Fischer, Günther, Tischler, Wischolit, Ettrich, Klügel und Neise.

Die tschechische politische Gemeinde Hřensko (= Herrnskretschen) hatte zunächst den gleichen Gebietsumfang wie der frühere deutsche Ort. 1961 waren dort noch 186 Einwohner. Bei der Volkszählung am 03.07.2006 lebten in der erweiterten Gemeinde, zu der nun auch die beiden Ortschaften Mezná (= Stimmersdorf) und Mezni Louka (= Rainwiese) gehören, 361 Menschen, am 01.01.2018 waren es 279.

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