KAMNITZLEITEN


Die Gemeinde Kamnitzleiten im Gerichtsbezirk Tetschen bestand aus der Ortschaft Kamnitzleiten und der Einschicht Grundmühle mit Ausnahme eines zu Windisch-Kamnitz gehörenden Hauses. Kamnitzleiten liegt am östlichen Rand der Hochebene des Zappenlandes, die Grundmühle dagegen im tief eingeschnittenen Tal des Kamnitzbaches. Von der Grundmühle nach Süden erstreckt sich die mit Booten schiffbare Ferdinandsklamm bis Windisch-Kamnitz. Das gesamte Gemeindegebiet von Kamnitzleiten besteht aus sandigem Untergrund und Sandsteinboden. Annähernd 60 % der 258 ha großen Gemeindefläche entfielen auf Waldungen, rund 30 % auf landwirtschaftliche Flächen und 10 % auf Felsengebiete. Die Land- und Forstwirtschaft war bis 1945 der mit Abstand stärkste Erwerbszweig und ernährte fast 40 % der Einwohner. Nur ein knappes Viertel der Bevölkerung fand ihren Haupterwerb in Industrie und Handwerk und 18 % der Einwohner waren im Bereich Handel und Verkehr beschäftigt.  

Seit seiner Gründung gehörte Kamnitzleiten zur Pfarrei St. Peter und Paul in Rosendorf; die Kirchenbücher sind seit 1658 (Tauf- und Sterbebücher) bzw. 1670 (Trauungsbücher) erhalten. Der Ort gehörte ursprünglich zur Herrschaft Scharfenstein (innerhalb dieser zum Gut Hohenleipa) und kam 1562 in den Bereich der späteren Herrschaft Binsdorf und ab 1612 an die Herrschaft Kamnitz. Mit Auflösung der Grundherrschaft im Jahre 1850 gehörte die Ortschaft zunächst zu Rosendorf, bis es 1875 eine selbständige politische Gemeinde wurde.  

Kamnitzleiten dürfte alle Wahrscheinlichkeit nach eine rein deutsche Rodungssiedlung aus der Zeit vom Ende des 14. Jahrhunderts sein. Noch 1654 wurde es als „Neydorf Kemniczer” also „Kamnitzer Neudorf” bezeichnet. Der Ortsname besagt, dass das neue Dorf an der Kamnitzleite, d.h. am Abhang zum Kamnitzbach, angelegt worden war (mittelhochdeutsch „lite” (Leite) = Berglehne, Talabhang). Die älteste bekannte Nennung von Kamnitzleiten datiert von 1410. In einer Urkunde von 1444/1451 wird es „Newdorf” genannt. In der Steuerrolle von 1654 hatte der Ort vier Bauern mit den Namen Adam, Dinnebier, Richter und Keßler sowie einen Gärtner und vier Häusler – zusammen also neun Häuser. 1713 gab es zehn Häuser und 1787 wurden in „Kamnitz Leite” 18 Hausnummern gezählt. 1833 lebten 161 Einwohner in 25 Häusern. Bei den Volkszählungen von 1869 und 1890 zählte Kamnitzleiten 232 bzw. 200 deutsche Einwohner in 49 Häusern. Von 42 Familien trugen 1934 tatsächlich 21 den Namen Keßler, vier den Namen Richter und je zwei hießen Dinnbier, Fiedler und Heinrich.  

Grundmühle
Die älteste bekannte Nennung der Grundmühle stammt von 1515, als ihre Zugehörigkeit zur Herrschaft Scharfenstein erwähnt wird. Die Gründung selbst dürfte aber um 200 Jahre weiter zurückliegen. Die ersten namentlich bekannten Müller waren Andreas Schöbel (1584), Christoph Schwarzer und Matthäus Schwarzer (1614). 1787 gab es vier Häuser und 1833 lebten 24 Einwohner in drei Häusern dort. Das „Chaluppengütchen” (= die Gärtnerwirtschaft) gehörte aber zur Herrschaft Kamnitz. Heute ist die früher so malerische Grundmühle völlig verfallen.  

Die tschechische Ortschaft Kamenicka Stráň (= Kamnitzleiten) bildet heute zusammen mit der Ortschaft Růžová (= Rosendorf) die politische Gemeinde Růžová. Bei der Volkszählung am 02.10.2006 lebten 378 Menschen in der Gemeinde.

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