KLEIN-BOCKEN


Die Gemeinde Klein-Bocken im Gerichtsbezirk Bensen bestand aus der Ortschaft Klein-Bocken mit dem gegen Südosten etwas abgesetzten Ortsteil Wenzelshöhe (oder einfach nur „Höh'” genannt) sowie der kleinen Ortschaft Lerchenthal. Die Gesamtfläche der Gemeinde betrug 465 ha. Die Gemeinde nimmt ein leicht hügeliges Gelände ein. Die landwirtschaftlichen Böden sind teils lehmig und recht fruchtbar. Die Gemeindefläche wurde zu 90 % landwirtschaftlich genutzt und nur 7 % waren bewaldet. Auf der „Höh'” befand sich das Gasthaus „Hohe Warte”, dessen Dachterrasse einen umfassenden Rundblick bot. Bis 1945 waren Klein-Bocken und Lerchenthal nahezu rein landwirtschaftlich geblieben. Über 55 % der Einwohner lebten von Land- und Forstwirtschaft und nur 30 % der Bevölkerung war in den Industriebetrieben von Tetschen-Bodenbach, Böhmisch Kamnitz, Bensen und Sandau beschäftigt. 6 % der Einwohner erzielten ihr Einkommen im Wirtschaftsbereich Handel und Verkehr.  

Klein-Bocken gehörte ursprünglich zur Stadtpfarrei St. Bartholomäus in Sandau (die aber von 1637 bis 1658 und nochmals von 1682 bis 1924 der Pfarrei in Ober-Politz unterstellt war, ab 1775 allerdings mit einem eigenen Kaplan). Erst 1723 wurde in Klein-Bocken eine eigene Pfarrei eingerichtet, nachdem der Grundherr Benedikt Praschel von Praschenfeld hier eine Kirche erbauen ließ, um den Streitigkeiten wegen seines Patronatsrechtes in Sandau aus dem Wege zu gehen. Der Kirchsprengel umfasste Klein- und Groß-Bocken, ab 1792 auch das damals gegründete Karlsthal sowie Alt-Schokau, das jedoch bald nach 1732 wieder zur Pfarrei Sandau rückgegliedert wurde. Die Matriken sind seit der Einrichtung der Pfarrei im Jahre 1723 vollständig erhalten. Vorherige Eintragungen sind in den Kirchenbüchern von Sandau deshalb nicht zu finden, weil die vorhandenen Matriken Sandaus (mit Ausnahme eines 1939/40 angelegten Inhaltsverzeichnisses, das bis 1683 zurück reicht) erst ab 1763 beginnen. Die Klein-Bockener Pfarrkirche St. Wenzel steht auf der „Höh' ” bzw. der Wenzelshöhe etwas abseits des Ortszentrums.  

In alter Zeit hatte Klein-Bocken vermutlich ein Erbgericht mit Schankgerechtigkeit. Die seit dem 17. Jahrhundert bestehende Dorfrichterei befand sich in den letzten Jahrzehnten vor ihrer Auflösung im Jahre 1849 im Haus Nr. 60, das den Hausnamen „Alter Richter” hatte.  

Klein-Bocken
Der Ort Klein-Bocken dürfte im 13. Jahrhundert als deutsches Rodungsdorf mit zweireihiger waldhufenförmiger Anlage entstanden sein. Der Ortsname geht zweifellos auf einen vordeutschen Geländenamen zurück, nämlich auf das altslawische „bukowina” für Buchenwald, in welchem die Rodung erfolgte. Die älteste bekannte urkundliche Nennung des Ortes stammt von 1393 und lautet lateinisch „in villa Bukowin minori” (= im Dorf Klein-Bocken). Aus dem 16. Jahrhundert sind folgende Familiennamen überliefert: 1550 Bittner, Heide, Grumbach, Mieke, Pompe, 1554 Weigel und 1570 Fürtig. Laut der Steuerrolle von 1654 standen in „Bokwany Maly” 38 Häuser. Die Namen der Bauern waren Grumbach, Köhler, Patzner, Bittner, Bönisch, Fiedler, Hauptmann, Janich, Kroh, Nemetz, Pompe, Riedel, Ritschel und Wessig (oder Faßig). 1713 standen 48 Häuser, die von 24 Wirten und 24 Häuslern bewohnt waren. Im Jahre 1787 ist Klein-Bocken mit 88 Häusern genannt. 1833 hatte der Ort schon 101 Häuser und 558 Einwohner. 1857 wurde mit 590 Einwohnern der höchste Bevölkerungsstand erreicht. Bei den Volkszählungen von 1869 und 1890 wurden in Klein-Bocken 533 bzw. 526 durchwegs deutsche Bewohner festgestellt. Die häufigsten Familiennamen waren 1934 Ahne, Janich, Schiffner, Heller, Pompe, Wagner, Heide, Köhler und Patzner.  

Meierhof Klein-Bocken
Vermutlich war dies ein Nebenhof des Gutes Groß-Bocken und wahrscheinlich im 16. Jahrhundert aus dem alten Schenkergut entstanden. Anfang des 18. Jahrhunderts wurden die Flächen zum Kirchengut umgewandelt, das etwas mehr als 30 ha Acker umfasste.  

Lerchenthal
Seit dem Jahre 1795 entwickelte sich der Ort Lerchenthal. Erster Ansiedler war ein aus Schönhübel bei Schönlinde (Kreis Rumburg) stammender Arzt namens Anton Eiselt. In den Jahren 1797 bis 1807 folgten ihm als weitere Ansiedler Franz Knappe, Franz Heller und Josef Weishaupt. Nachdem die Ortschaft zunächst „Neubocken” genannt wurde, erhielt sie 1807 den Namen Lerchtenthal. Der Name könnte vom benachbarten Lerchenberg oder von Lörichenthal (= dem Lorischen Gut) übertragen worden sein. 1833 waren neun Häuser mit 29 Einwohnern vorhanden. Der einzige in Lerchenthal mehrfach vorkommende Familienname war 1934 Heller.

Die heutige tschechische politische Gemeinde Malá Bukovina (= Klein-Bocken) hatte im Jahre 1961 160 Einwohner und gehört heute zusammen mit Karlovka (= Karlsthal) und Velká Bukovina (= Großbocken) zur politischen Gemeinde Velká Bukovina.

[zurück zum Ortsverzeichnis]