KRISCHWITZ


Die Gemeinde Krischwitz im Gerichtsbezirk Tetschen bestand aus der Ortschaft Krischwitz mit der Einschicht Gutschenke(l) (auch Gutschengel oder Kutschengel) und der Ortschaft Mariannaberg mit den Ortsteilen Meierhof Mirabell und Ufer. Die Gesamtfläche der Gemeinde betrug 388 ha. Das Gemeindegebiet erstreckt sich von der bei Krischwitz etwa ein Kilometer breiten, nur sanft geneigten Niederung entlang der Elbe bis knapp unterhalb der Höhen der Kolmer Kippe. Rund 60 % der Gesamtfläche wurde landwirtschaftlich genutzt – dies waren die Lößböden der Tal- und unteren Hanglagen. Tausende Obstbäume standen in langen Reihen in den Feldern und Wiesen. Rund ein Viertel der Gemeinde war bewaldet. Aus dem alten Bauerndorf Krischwitz und der Meierhofansiedlung Mariannaberg sind durch die Entwicklung im 20. Jahrhundert ausgesprochene Wohndörfer für Arbeitnehmer geworden. Nur 6 % der Bevölkerung war in der Land- und Forstwirtschaft beschäftigt, 60 % lebten von Industrie und Handwerk, wobei gut die Hälfte der Einwohner im Ort selbst in den Centrawerken Beschäftigung fand. Für 12 % der Ortsbewohner diente der Wirtschaftsbereich Handel und Verkehr als Existenzgrundlage.  

Krischwitz gehörte seit seiner Gründung zur Stadtpfarrei St. Wenzel bzw. seit 1824 zu Heilig Kreuz in Tetschen. Die Matriken sind (wie alle Tetschner Kirchenbücher) seit 1596 erhalten. Die Ortskapelle wurde 1830 wahrscheinlich als Dank für die Verschonung von der damaligen Cholera-Epedemie von Johann Georg Preidel in neubarockem Stil mit Glockentürmchen errichtet. Zur Kirchweih wurde in der Kapelle eine Messe gelesen. Seit seiner deutschrechtlichen Gründung hatte Krischwitz ein Erbgericht (erwähnt 1430), dem auch die Ortschaft Politz angegliedert und das seinerseits dem Stadtgericht Tetschen unterstellt war. Die alte Richterei befand sich wahrscheinlich ebenso wie das seit 1653 bestehende Ortsgericht im Bauernhof Nr. 4 (Hausname „Richter”), der von etwa 1600 bis 1945 durch 13 Generationen im Besitze der Familie Preidel war. 1850 wurde Krischwitz zunächst der Gemeinde Altstadt angegliedert und erlangte 1891 seine politische Selbständigkeit.

Krischwitz und Gutschengel
Allem Anschein nach ist das deutsche Dorf Krischwitz im 13. Jahrhundert unter Einbeziehung einer damals schon vorhanden gewesenen älteren Kleinsiedlung entstanden, von der es auch den Namen übernommen hat. Die deutsche Ortsnamensform „Krisswicz” tritt erstmals 1392 auf, muss sich aber den Lautregeln zufolge („r” an Stelle des späteren tschechischen „r' ”) mindestens 100 Jahre früher gebildet haben. Der Name scheint auf den vordeutschen Namen „Kresch” zurückzugehen. Die Familiennamen in Krischwitz waren 1554 Richter, Meßner, Weigel, Balzer, Bartel, Grünzner, Nitschner, Renelt und Seifert. In den Jahren 1620 und 1624 lauten die Namen der Bauern Preidel, Meßner, Fritsche, John, Pehe, Hübner, Bartel, Ringelhahn, Teufel, Kunert und Grünzner. 1654 standen 18 Häuser im Ort und 1713 sind für „Krysswicz” 29 Häuser überliefert. 1787 hatte Krischwitz 38 Häuser, zu denen die zwei Häuser in „Kutschenke” und das Ufergut kamen, wodurch sich der Häuserbestand auf 41 erhöhte. 1833 lebten 260 Einwohner in Krischwitz in immer noch 41 Häusern. Die Einschicht Gutschengel war zwischen 1540 und 1566 durch den Krischwitzer Schenker Melchior Gut als Gärtnerwirtschaft errichtet worden und hieß nach ihm „Gut-Schenke”. Gemäß den Volkszählungen hatte Krischwitz 1869 und 1880 258 bzw. 256 deutsche Einwohner. Erst 1890 und 1900 wuchs die Bevölkerung auf 314 bzw. zehn Jahre später auf 486 Einwohner. Im Jahre 1939 hatte Krischwitz wegen der Industrialisierung im benachbarten Politz und in Neschwitz schon 1.473 Einwohner. Die häufigsten Familiennamen waren 1934 John, Kliemannl, Böhm, Krombholz, Kunert, Laube, Tröster, Hieke, Neumann, Preidel, Walter, Dörre, Hampe, Hegenbart, Hortig, Kreibich und Richter.

Elbegut Slawik, Meierhof Mirabell und Ufergut
Unterhalb von Mariannaberg befand sich einst die kleine Burg Slawik. Der Name der Burg bedeutet soviel wie Nachtigall. Anfang des 16. Jahrhunderts erfolgte eine Teilung des Rittersitzes, dessen einen Teil unter der Bezeichnung „Ufergut” der aus Altstadt stammende Thomas Wunderlich im Jahre 1510 übernahm. Der andere Teil, das eigentliche Slawik, wurde 1538 von Antonius John aus Altstadt gekauft. Die Familie Wunderlich (später Namensentwicklung zu Windrich) bewirtschaftete das Ufergut 354 Jahre lang, bis es 1864 von der Thun'schen Domäne Tetschen angekauft wurde. Der Slawikhof blieb in den Händen der Familie John. Der alte Name Slawik trat später gegenüber dem neuen Namen „Mirabell” (= wunderschön) zurück.  

Mariannaberg
Die Ortschaft Mariannaberg wurde 1785 auf herrschaftlichen Gründen angelegt und nach der Gräfin Maria Anna Thun geb. Gräfin Kolowrat-Liebsteinsky benannt. 1787 standen schon 13 Häuser, 1833 war der Ort von 77 Menschen bewohnt. 1890 lebten 108 Einwohner im Dorf und 1930 wohnten (ausgelöst durch den Bau der Großmolkerei) bereits 311 Einwohner in Mariannaberg. Die häufigsten Familiennamen waren 1934 Dörre, Gatter, Hermann, John, Köckert, Laube, Rehnelt und Schramm.  

Die tschechische Ortschaft Křesiče (= Krischwitz) bildete früher mit Marjanin (= Mariannaberg), Boletice (= Politz) und Nebočady (= Neschwitz) die politische Gemeinde Boletice. 1961 lebten in Křesiče 997 und Marjanin 169 Personen. Heute gehören Křesiče (mit Marianin), Boletice nad Labem (= Politz an der Elbe) und Nebočady zur Stadt Děčín (= Tetschen).

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