MARKERSDORF


Die Gemeinde Markersdorf im Gerichtsbezirk Böhmisch Kamnitz bestand aus der Ortschaft Markersdorf und einem Haus in Freudenheim (Gemeinde Freudenberg). Das früher 855 ha umfassende Gemeindegebiet dehnt sich beiderseits des Absbaches aus, dessen Talmulde von Nordosten nach Südwesten verläuft. Die Gesamtfläche der Gemeinde wurde zu 80 % landwirtschaftlich genutzt. Auf Wald entfielen 12 %. Markersdorf war bis 1945 ein großes Bauerndorf, in dem 24 % der Bewohner von der Land- und Forstwirtschaft lebten. In Industrie und Handwerk waren 40 % und im Bereich Handel und Verkehr 20 % der Einwohner beschäftigt. In Markersdorf selbst gab es aber nur ein produzierendes Kleingewerbe, die in der Industrie beschäftigten Arbeitnehmer pendelten meist nach Böhmisch Kamnitz, Rabstein und Bensen zur Arbeit. 

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Die Markersdorfer Pfarrei St. Martin wurde wahrscheinlich gleichzeitig mit der Gründung des Dorfes im 13. Jahrhundert eingerichtet. Urkundlich tritt sie ab 1352 als „Marquardi villa” durch die Erwähnung in den Papstzehentregistern in Erscheinung. Nach der evangelischen Periode ab 1565 (vielleicht sogar schon seit 1530) soll die Rekatholisierung ab 1624 auf große Widerstände gestoßen sein, weshalb die Pfarrei zeitweise von Bensen aus administriert wurde. Der Pfarrsprengel umfasste außer Markersdorf die Ortschaften Freudenberg, Freudenheim, Kamnitz-Neudörfel und Walddörfel. Von 1788 bis 1853 gehörte auch die Expositurkirche der Ortschaft Gersdorf samt den anteiligen Häusern von Lerchenthal dazu. Auch die Pfarrei Güntersdorf wurde nach dem Dreißigjährigen Krieg bis zur Wiedererlangung ihrer Selbständigkeit 1725 von Markersdorf aus kirchlich verwaltet. Die Taufmatriken sind seit 1628, die Trauungs- und Sterbematriken seit 1647 erhalten. Die 1701-1703 erbaute, 1704 geweihte und in den 1960-er und 1970-er Jahren stark verfallene Kirche St. Martin wurde in langen Jahren des Wiederaufbaus bis 2017 vollständig rekonstruiert.

Bericht über die Wiedereinweihung der Kirche 2017

                    Kirchenruine 2003                                                                    Nach dem Wiederaufbau 2017

Aus dem Jahre 1471 ist das Bestehen eines Erbgerichtes überliefert, zu dem auch Freudenberg gehörte. Der damalige, im Kamnitzer Stadtbuch genannte Richter hieß Michael Bolcz. Später, vermutlich ab dem 16. Jahrhundert, hatte das zur Thun`schen Herrschaft Groß-Markersdorf gehörende Dorf einen Ortsrichter. Mindestens seit dem 16. Jahrhundert hatte Markersdorf auch den Status eines Marktes und aus der Dorfruge von 1565 geht hervor, dass der Ort das Recht auf Abhaltung von zwei Jahrmärkten besaß; um 1680 ging das Marktrecht zur Zeit des damaligen Bauernaufstandes verloren.  

Von 1588 ist das Gemeindewappen überliefert. Es zeigt ein Rad mit Stab (als Zeichen der Gerichtsbarkeit), zwei Speere, zwei Eberklauen und einen Eberkopf (als Jagdsymbol mit dem Bezug auf den Ebersbach = Absbach). Die letzte Hinrichtung erfolgte 1747 im Ort. Im Jahre 1849 wurde aus Markersdorf, Freudenberg, Freudenheim und Walddörfel eine politische Gemeinde gebildet, welche die Bezeichnung „Freudenberg” trug. 1888 kam es zur Loslösung und Verselbständigung Freudenbergs, dem 1890/91 auch noch 62 Ober-Markersdorfer Häuser abgetreten werden mussten (bis 1945 waren in Markersdorf die Hausnummern 127 bis 190 nicht vorhanden).  

Die Gründung von Markersdorf erfolgte wahrscheinlich bereits in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts als deutsche Rodungssiedlung mit zweireihiger Waldhufenanlage. Die Erstnennung des Ortes stammt schon von 1281. Vermutlich erfolgte die Gründung durch den langjährigen Burggrafen Markward auf Tetschen (1197 – 1230). Die ältesten überlieferten Familiennamen von Markersdorf sind von 1471 Bolcze, Knothe, Acker, Knechtel, Ölschlager, Weygmann und Eberhard, 1562 Füger, 1565 Hauptmann, Lerche und Pompe, 1571 Bittner, 1635 Ungar und 1637 Preidel. In der Steuerrolle von 1654 hatte Markersdorf, das auf vier verschiedene Gutsherrschaften aufgeteilt war, 113 Häuser; der größte Teil befand sich beim (1) Gut „Rotenhof” mit 58 Häusern. Es folgten (2) das Gut „Unterer Favoritenhof” mit 29 Häuser, (3) das Gut „Hirschhof” mit 18 Häuser und (4) der Anteil des 1518 entstandenen Freudenberger „Oberer Favoritenhof”, der acht Häuser umfasste. Die 29 Bauern hießen 1654 Gautsch, Bendel, Burkhard, Fiebiger, Füger, Hauptmann, Jahnel, Knechtel, Kreibich, Preidel, Ullrich, Vogel und Werner (für den Rotenhof) sowie Bendel, Bittner, Grasse, Hedl (?), Knechtel, Michel, Pompe, Schiefner und Süßig (für den unteren Favoritenhof) und Füger, Hübner, Rößler und Werner (für den Hirschhof). 1667 wurde das Gut „Unterer Favoritenhof” und 1668 das Gut „Hirschhof” mit dem Gut „Rotenhof” vereinigt und daraus die Herrschaft Groß-Markersdorf gebildet. 1713 war die Ortschaft Markersdorf auf 181 Häuser (einschließlich der Häuser des zum Gut Freudenberg gehörenden Teils sowie der drei Häuser in Ober-Ebersdorf) angewachsen. Die Familiennamen der Bauern lauteten 1713 in Unter-Markersdorf Gautsch, Fieber, Füger, Grohmann, Hauptmann, Jahnel, Knechtel, Kühnel, Michel, Preidel, Schicht und Ullrich. In Ober-Markersdorf hießen die Bauern Pompe, Bittner, Ahne, Bendel, Böhme, Füger, Hocke, Keßler, Rettig, Rößler, Sehackel und Süßig.

1787 standen 168 Häuser, zu denen weitere 34 beim Gut Klein-Markersdorf befindliche Häuser zu zählen waren. 1833 hatte Markersdorf 299 Häuser und 1.816 Einwohner. Bei der Volkszählung von 1857 erreichte Markersdorf mit 2.126 Einwohnern seinen höchsten Bevölkerungsstand. 1869 waren es noch 1.976 und 1890 schließlich 1.760 Einwohner in 336 Häusern. 1900 wurden 252 Häuser und 1.263 Einwohner gezählt. Die häufigsten Familiennamen in Markersdorf waren 1934 Jahnel, Füger, Knothe, Schicht, Hauptmann, Michel, Thöner, Ritschel, Schmied, Bendel, Fritsch, Starch (oder Storch bzw. Störch), Eschrich, Fürtig, Hegenbarth, Neumann, Paudler, Richter und Schiffner bzw. Schiefner.  

Aus Markersdorf stammen die Vorfahren des österreichischen Ministers und dreimaligen österreichischen Ministerpräsidenten Baron Dr. Paul Gautsch von Frankenthurn (1851 – 1918), einem besonderen Vertrauten des Kaisers Franz Joseph I.  

Rotenhof
Dieses Gut mit Meierhof ist etwa ebenso alt wie der „Untere Favoritenhof” (im Oberdorf). Außer dem Gutshof bestand schon seit dem 15. Jahrhundert ein Herrenhaus, welches 1568 neu erbaut wurde. Seit dieser Zeit kam der Name „Roter Hof” in Gebrauch, wahrscheinlich als Unterscheidung zum „Weißen Hof” im benachbarten Ober-Ebersdorf. 1625 wurde im Rotenhof bei einem Bauernaufstand der Grundherr Otto Heinrich von Wartenberg mit seiner Frau erschlagen. 1631 übernahm die Familie Thun das Gut. Das 1788 abgebrannte Bräuhaus war nach seinem Wiederaufbau bis 1875 in Betrieb. In der Steuerrolle von 1654 lautete die Bezeichnung „Gut Markersdorf, 1. Teil”.  

Unterer Favoritenhof
Der Hof lag an Stelle des späteren Gasthauses „Wegschmiede” Nr. 123. Die Bezeichnung lässt vermuten, dass es sich am Anfang um den Sitz eines „Günstlings” handelte. Der „Untere Favoritenhof”, auch (nach späteren Besitzern) Rechenberghof benannt, wurde 1654 als „Gut Markersdorf, 2. Teil” bezeichnet.  

Hirschhof
Dieser Rittersitz war 1518 für Siegmund von Luttitz vom Hauptsitz abgespalten worden. Der Meierhof stand an Stelle des späteren Gasthauses „Neuschenke” Nr. 122. Der Hirschhof wurde 1654 als „Gut Markersdorf 4.Teil” bezeichnet.  

Freudenhöfel
Als „Gut Markersdorf, 3. Teil” nennt die Steuerrolle von 1654 das Freudenhöfel (später zur Gemeinde Freudenberg gehörend). Dieser ehemalige Rittersitz, der 1518 aus einem Meierhof für Christoph von Luttitz geschaffen worden war, gehörte 1654 Anna von Czeyka (Freudenberg 1. Teil) bzw. Samuel Matthesius von Hostinny (Freudenberg 2. Teil). 1705 gelangte das „Höfel” an die Grafen Thun, die es dem Gut Scharfenstein zuteilten.  

Die tschechische politische Gemeinde Markvartice (= Markersdorf) hatte 1961 insgesamt 632 Bewohner. Am 28.08.2006 lebten 627 Menschen im Ort und am 01.01.2018 waren es 684.

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