NESCHWITZ


Die Gemeinde Neschwitz im Gerichtsbezirk Tetschen bestand aus den beiden Ortschaften Neschwitz und Jakuben. Zu Neschwitz gehörten die Einschichten „Elend” und „Medschgn”. Die Einschicht „Mühl-Seidel” hatte sich nach dem Ersten Weltkrieg zu dem vom Volksmund so genannten Ortsteil „Neu-Serbien” entwickelt. Früher gab es außerdem die Einschichten „Seidelanton” (zu Neschwitz gehörend) und „Schmiedestolz”, das zu Jakuben zählte. Das Gemeindegebiet von Neschwitz am rechten Elbeufer reicht von den Niederungen der Elbe bis hinauf auf die halbe Höhe der Berghänge. Bei Jakuben reichen die Berge nahe an das Elbufer heran. Am schmalsten ist das Ufer bei dem zwischen den beiden Ortschaften liegenden „Jungfernstein”, auch „Jungfernsprung” oder „Metschen” genannt, ein 40 m hoher, steil zur Elbe abfallende Basalt- und Klingsteinfelsen, dem auch gerne die Bezeichnung „Elbeloreley” beigelegt wurde. Die seit Jahrhunderten dort befindlichen drei Holzkreuze erinnern an die Sage von den drei Jungfrauen, die vor ihren Verfolgern in die Elbe gesprungen sein sollen. Gut 50 % der Gemeindefläche wurde landwirtschaftlich genutzt, 25 % war bewaldet und etwa 15 % waren unproduktive, meist felsige Flächen. Bis zur Errichtung der Industriebetriebe um die Wende zum 20. Jahrhundert im benachbarten Politz war der Ort ein reines Bauerndorf gewesen. Knapp 15 % der Erwerbsbevölkerung lebte 1939 von der Land- und Forstwirtschaft, 54 % von Industrie und Handwerk und gut 16 % von Handel und Verkehr.

Die Pfarrei Neschwitz dürfte zu den ältesten Pfarreien des Gebietes um Tetschen gehören. Der alte Neschwitzer Pfarrsprengel umfasste die rechtselbischen Orte Neschwitz, Politz, Buschmühle, Steinbach, Hortau, Vogelgesang, Hostitz, Schmorda, Schöras und Jakuben sowie auf der linken Elbseite Bohmen, Gleimen, Kartitz, Malschwitz, Barken, Prosseln und Topkowitz. Von den letzteren kamen Bohmen und Gleimen 1853 zur neu errichteten Pfarrei Ohren. Die Pfarrkirche Hl. Laurentius wurde 1713/14 nach einem Brand im Barock-Renaissance-Stil neu aufgebaut. Gegenüber dem Gasthaus „Zum Jungfernstein” stand eine 1704 erbaute Kapelle. Auf dem Jungfernsprungfelsen oder Metschen waren mindestens seit dem 17. Jahrhundert drei Kreuze errichtet. Vermutlich war der Felsen in alter Zeit ein heidnischer Platz zur Götterverehrung. Früher hatte Neschwitz ein Ortsgericht. Die Gemeinderuge von 1671 und ein 1689 begonnenes Gemeinderechnungsbuch sind erhalten. Ab 1850 gehörte außer Neschwitz und Jakuben auch Politz bis zu seiner politischen Selbständigkeit 1903 zur Gemeinde Neschwitz.  

Neschwitz
Vor der deutschen Rodung im 13. Jahrhundert bestand vermutlich ein älterer „Stammhof”, der als Wirtschaftshof der slawischen Burgmannenzeit des 11. bis 12. Jahrhunderts anzusehen ist. Davon dürfte auch der Ortsname übernommen worden sein. Die älteste Nennung lautet 1352 „Nebuczan”. Von 1554 sind die Namen Deutsch, Jesnik, Krombholz, Neumann, Seidel und Walter überliefert. 1571 und 1581 hatte der Ort 16 Wirte. Laut Herrschaftsurbar von 1620 gab es 19 Häuser, die Namen der größeren Wirte waren Seidel, Prautsch, Rehnelt, Siebiger und Strache; die der kleineren Wirte lauteten Banke, Heger, John, Pechanz, Seidel und Teufel. Außerdem kamen noch die Familien Strache, Gärtner, Seidel, Teufel und Zappe vor – vermutlich die Häusler des Ortes. Auch 1654 standen 19 Häuser - sieben Bauern, sechs Gärtner und sechs Häusler. An den Bauernunruhen 1680 waren Neschwitzer Einwohner führend beteiligt. 1683 und erneut 1712 brannte der Ort fast vollständig nieder. 1713 standen 21 Häuser im Dorf, in denen 14 Wirte- und sieben Häuslerfamilien lebten. Die Namen der Bauern waren Prautsch, Pechanz, Hora, Stolze, Herzig, Hübsch, Hütl und Lößl. 1787 hatte Neschwitz 30 Häuser. 1833 waren es 194 Einwohner in 29 Häusern, einschließlich der Einschicht „Elendhäuser”. Es bestand eine Elbfähre nach Kartitz. Nach den Volkszählungen von 1869 und 1890 hatte die ganze Gemeinde 263 bzw. 313 durchwegs deutsche Bewohner. Durch die Industrialisierung erhöhte sich die Zahl sprunghaft auf 741 Personen im Jahre 1910. Die häufigsten Familiennamen von Neschwitz waren 1934 Seidel, Wagner, Richter, Arlt, Hauptmann, Hübner, Stolze, Focke, Hanke, Heller, John, Komma, Neumann und Werner.  

Jakuben
Vermutlich stammt der Name von dem Bauerngut eines Jakob ab, dessen Besitz aber schon Ende des 17. oder Anfang des 18. Jahrhunderts dem Tichlowitzer Meierhof einverleibt wurde. Auf den Fluren „Jakuben” wurde 1781 eine Siedlung angelegt, die anfangs auch „neues Dörfel” genannt wurde. 1833 wohnten 52 Einwohner in 11 Häusern dort. Die Volkszählungen von 1869, 1890 und 1910 zeigen ein Ansteigen der Einwohnerzahl von 59 über 62 auf 101 Personen. Die häufigsten Familiennamen waren 1934 Stolze, Arlt, Lösel, Klepsch und Struppe.  

Die tschechischen Ortschaften Nebočady (= Neschwitz) und Jakuby (= Jakuben) gehörten früher zur politischen Groß-Gemeinde Boletice (= Politz), wozu neben Boletice selbst auch noch die Ortschaften Lesná (= Buschmühle), Křesiče (= Krischwitz) und Marianin (= Mariannaberg) gehörten. 1961 lebten in Nebočady 484 und in Jakuby 45 Menschen. Heute sind die Orte in die Stadt Děčín (= Tetschen) eingemeindet.

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