PARLOSA


Die Gemeinde Parlosa im Gerichtsbezirk Bensen bestand ausschließlich aus der Ortschaft Parlosa. Die früher auf dem Gemeindegebiet gelegene Schäferei Rilkenberg war bereits 1784 aufgelassen und 1870 abgetragen worden. Die Gesamtfläche der Gemeinde betrug 241 ha. Das Gemeindegebiet wird von einem großen Teil der Parlosaer Hochfläche eingenommen. Im Süden der Gemeinde steigt das Gelände bis zu dem an der Gemeindegrenze gelegenen Dobernberg (534 m) an, im Norden sinkt es bis auf 320 m Meereshöhe ab, jedoch sind dort das Kreuzbergel (498 m) und der Rilkenberg (443 m) deutliche Erhebungen. Rund 55 % der Gemeindefläche wurden landwirtschaftlich genutzt und 40 % war bewaldet. Parlosa hatte sich bis 1945 als reines Bauerndorf erhalten, denn über 50 % der Bevölkerung lebte noch von Land- und Forstwirtschaft, 27 % waren im Wirtschaftsbereich Industrie und Handwerk und 11 % in Handel und Verkehr tätig.  

Parlosa gehörte seit seiner Gründung zum Sprengel der Pfarrei St. Georg in Güntersdorf und kam mit dieser nach dem 30-jährigen Krieg bis 1725 zur Pfarrei St. Martin in Markersdorf. Die Matriken für Parlosa sind wie alle Güntersdorfer Kirchenbücher seit 1602 (Trauungsmatriken) bzw. 1616 (Tauf- und Sterbematriken) erhalten. In der Frühzeit seines Bestehens gehörte Parlosa zum Erbgericht in Güntersdorf, besaß aber mindestens schon seit dem 17. Jahrhundert eigene Dorfrichter. Von 1849 bis zur Gemeindeverselbständigung im Jahr 1892 war die Ortschaft nach Hoch-Dobern eingemeindet, dürfte aber einen eigenen Ortsvorsteher gehabt haben.  

Parlosa wurde, nach der gedrängten und exponierten Lage auf der Hochfläche, voraussichtlich erst in der Spätzeit des mittelalterlichen deutsches Landausbaus zwischen 1350 und 1420 gegründet. Der Ortsname Parlosa ist allem Anschein nach auf einen altslawischen Geländenamen „brloh” (= Wildlager oder Hütte) zurückzuführen, der sicher schon im 11. oder 12. Jahrhundert entstanden war. Die dann von deutschen Bauern angelegte Siedlung lag offenbar im Bereich dieses Geländes und wurde von der Grundherrschaft nach diesem ehemaligen Wildlager benannt. Die ältesten bekannten urkundlichen Nennungen von Parlosa enthält die Landtafel, wo 1543 (für das Jahr 1515) die tschechische Form „w Barlozey” („in Parlosa”) auftaucht. In der Steuerrolle von 1654 sind zehn Häuser verzeichnet. Die Familiennamen der drei Bauern waren Ahne, Paudler und Schimmel, die Gärtner hießen Bendel, Lösel und Michel. Der Name Knechtel taucht 1669 erstmals auf. 1713 gab es 15 Häuser und 1787 hatte „Barlosa” 22 Hausnummern. 1833 wurden 37 Häuser mit 232 Einwohnern gezählt. Den höchsten Bevölkerungsstand erreichte Parlosa 1850 mit 243 deutschen Einwohnern. Bei den Volkszählungen von 1869 und 1890 lebten 213 bzw. 176 Bewohner im Ort. Die häufigsten Familiennamen waren 1934 Michel, Ahne, Lösel, Lorenz, Knechtel und Schmidt.

Schäferei Rilkenberg
Der ehemals zwischen dem Dorf Parlosa und dem Rilkenberg gelegene herrschaftliche Wirtschaftshof ist seit 1580 häufig benannt. Vermutlich stammt der Ortsname von einem Personennamen „Rilk(e)” ab, der eine Rufform von Rüdiger und Rudolf darstellt. Seit dem 17. Jahrhundert wurde eine Schäferei betrieben, die 1691 rund 700 Tiere und 1784 insgesamt 825 Tiere hatte. Ab 1784 wurde der Hof „Rilgenberg” verpachtet und auch die Schafe den Bauern von 14 umliegenden Dörfern pachtweise überlassen. Ab 1802 wurde das Meierhofgebäude langsam zur Ruine und die Reste wurden 1870 abgetragen, wobei ein Teil des Materials beim Bau der Bahnlinie von Bensen nach Böhmisch Kamnitz verwendet wurde. Der Standort der Gebäude ist heute bewaldet.  

Der tschechische Ort Brložec (= Parlosa) ist heute Bestandteil der politischen Gemeinde Dobrná (= Hoch-Dobern). 1961 lebten 60 Menschen in Brložec. Am 28.08.2006 hatte die gesamte Gemeinde Dobrná 445 Einwohner.

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