SCHEMMEL


Die Gemeinde Schemmel im Gerichtsbezirk Böhmisch Kamnitz bestand aus der Ortschaft Schemmel sowie den weilerartigen Ortsteilen Vordere, Hintere und Niedere Folge, die meist zusammen als „Schemmler Folgen” bezeichnet wurden. Die Gesamtfläche der Gemeinde betrug 485 ha. Die Gemeinde liegt beiderseits des Unterlaufes des Kreibitzbaches. In und um Schemmel prägen zahlreiche malerische Sandsteinfelsbildungen das Landschaftsbild. Den nördlichen Teil des Gebietes nimmt ein Bergland mit Hochflächen ein, das nach Norden und Westen steil und felsig abfällt. Das Gemeindegebiet wurde zu 49 % forstwirtschaftlich und zu 43 % landwirtschaftlich genutzt. Schemmel ist bis 1945 ein echtes Bauerndorf geblieben, was in dem relativ hohen Anteil von 35 % der Erwerbstätigen im Wirtschaftsbereich Land- und Forstwirtschaft zum Ausdruck kommt. Der auf Industrie und Handwerk entfallende Bevölkerungsteil lag bei über 40 %. Im Bereich Handel und Verkehr waren 6 % der Einwohner tätig. Eine kleine wirtschaftliche Belebung im Ort brachte die Errichtung eines Kindererholungsheimes der Gemeinde Nestomitz Ende der 1920er Jahre. Eine besondere Sehenswürdigkeit stellt auch heute noch die Felsenkapelle mitten im Ort dar, die in einem freiliegenden Felsblock eingehauen wurde. Der Innenraum ist 12 bis 16 Schritte lang und fasst zwei Bankreihen mit je fünf Bänken.  

Schemmel gehörte schon im 14. Jahrhundert zur Pfarrei St. Wenzel in Windisch-Kamnitz und wurde ab 1630 wie der ganze Pfarrsprengel von Windisch-Kamnitz durch die Stadtpfarrei St. Jakob in Böhmisch Kamnitz betreut. 1775 wurde es der in Windisch-Kamnitz neu geschaffenen Filialkirche zugewiesen, die 1856 wieder zu einer selbständigen Pfarrei erhoben wurde. Die Matriken für Schemmel sind wie alle Windisch-Kamnitzer Kirchenbücher seit 1712 erhalten. Für die vorherige Zeit finden sich Eintragungen in den 1630 beginnenden Matriken von Böhmisch Kamnitz. Seit seiner Gründung hatte Schemmel ein Erbgericht, welches 1381 im Kamnitzer Stadtbuch erwähnt ist. Später - bis 1849 - bestand ein Ortsgericht.  

Allem Anschein nach ist Schemmel eine deutsche Rodungssiedlung vom Anfang des 14. Jahrhunderts. Nicht auszuschließen ist, dass bei der deutschen Gründung eine in der Nähe gelegene ältere Kleinsiedlung wendisch-sorbischer Herkunft in den neuen Ort mit aufgenommen wurde und den Namen gab. Die bisherigen Erklärungen des Ortsnamens lassen auf einen von den deutschen Siedlern übernommenen altwendischen Personennamen „Vschemil” schließen. Die älteste urkundliche Nennung lautet 1381 „Schemel” im Kamnitzer Stadtbuch. An Familiennamen sind aus dem 14. bis 16. Jahrhundert überliefert: 1381 Milner, Mulner, Swab, Budezicz, Haschke, Koldicz, 1465 Schuster und Engilhart, 1555 Grißmann sowie 1556 Christoph Grüßel. In der Steuerrolle von 1654 ist „Ssemel” mit 24 Häusern verzeichnet. Die Bauern hießen Grüßel, Michel, Wagner, Hieke, Rütschel und Vatter, der einzige Gärtner hatte den Namen Kreibich. 1713 standen 30 Häuser in Schemmel, 1787 gab es 54 Häuser und 1833 schon 81 Häuser und 477 Einwohner. Nach den Volkszählungen von 1869 bzw. 1890 hatte der Ort 558 bzw. 510 deutsche Einwohner. Die häufigsten Familiennamen waren 1934 Fiedler, Günther, Röllig, Grüßel, Rößler, Wagner, Niklaus, Vater und Zeckert.  

Weiler Schemmler Folgen
Der Flurname „Folgen” ist seit dem 16. Jahrhundert in Schemmel belegt. Wahrscheinlich kam es seit der Mitte des 18. Jahrhunderts auf den Folgenfluren zur Errichtung von sechs selbständigen Gärtnerstellen, die in drei Gruppen angeordnet waren: Vordere, Hintere und Niedere Folge.  

Die heutige Ortschaft Všemily (= Schemmel) gehört zusammen mit Jetřichovice (= Dittersbach), Rynartice (= Rennersdorf) und Vysoka Lipá (= Hohenleipa) zur politischen Gemeinde Jetřichovice. Všemily hatte 1961 nur noch 113 Bewohner.

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