TSCHIASCHEL


Die Gemeinde Tschiaschel im Gerichtsbezirk Bensen bestand allein aus dem Ort Tschiaschel. Die Gesamtfläche der Gemeinde betrug 88 ha, Tschiaschel war damit der kleinste Ort im Kreis Tetschen. Durch Bodenkäufe und Pacht in anderen Gemeinden bewirtschafteten die Landwirte jedoch rund 250 ha Fläche. Südlich der Ortschaft erhebt sich der Berg „Zimmers Beile” (614 m), von dem man in etwa 30 Minuten den Matrelig (666 m) und schließlich den Zinkenstein (684 m) erreicht. In nordöstlicher Richtung jenseits der Biebersdorfer Straße erhebt sich auf Wernstädter Gebiet der Gottesberg (554 m) mit einer bekannten Wallfahrtskirche. Rund 94 % des Gemeindegebietes wurden landwirtschaftlich genutzt. Der Waldanteil war mit nur 1 % sehr gering. Tschiaschel war bis 1945 ein reines Bauerndorf geblieben, denn rund 75 % der Bevölkerung gehörte dem Wirtschaftsbereich Land- und Forstwirtschaft an und nur 18 % dem Bereich Industrie und Handwerk. Handel und Verkehr hatten lediglich einen Anteil von 3 %.  

Bei seiner Gründung wurde Tschiaschel der angeblich schon um das Jahr 1000 errichteten Pfarrei Munker im Kreis Leitmeritz zugeteilt und blieb dort bis ins 19. Jahrhundert. Dadurch hat Tschiaschel auch die rund 150 Jahre dauernde Zugehörigkeit von Munker zur Pfarrei Algersdorf nach der Reformation bis 1786 mitgemacht. 1884 wurde Tschiaschel nach Wernstadt umgepfarrt. Die Matriken für Tschiaschel sind wie alle Munkerer Kirchenbücher durchwegs seit 1656 erhalten. Im Ort befand sich eine Kapelle.  

Tschiaschel ist trotz seines nicht deutsch klingenden Namens eine deutsche Rodung, jedoch ist die Datierung schwierig. Lage und Ausmaß sprechen für eine Spätrodung des 15. Jahrhunderts, als nicht mehr unbeschränkter Raum für Neusiedlungen vorhanden war. Wesentlich älter als die Ansiedlung ist der Name. Allem Anschein nach war es ein aus einem Personennamen entstandener Geländename. 1057 gab der Adelige Grosnata der Leitmeritzer Kirche das Gebiet „Ceaslau” (= Csaslau), 1319 heißt das Gebiet in einer Abschrift dieser Urkunde „Cesslav” und 1374 handelt es sich in einer Landtafeleintragung um einen Wald, der „Czastolow” genannt wurde – das Dorf Tschiaschel bestand damals noch nicht. Die ältesten bekannten Nennungen des Ortes datieren von 1619 und 1620. Damals ist in der ältesten Mertendorfer Matrik ein gewisser Kaulfuß aus „Tzschesla” bzw. „Tzschaslaw” genannt. Gemäß der Steuerrolle von 1654 hatte „Czasl” elf Gärtner und einen Häusler, also insgesamt zwölf Häuser. Im Thesianischen Kataster von 1713 waren elf Wirte und elf Häusler verzeichnet, somit standen schon 22 Wohngebäude im Ort. Die Namen der Wirte lauteten Hegenbarth, Kaulfuß, Ringelhan, Dobiasch, Fiedler, Möser, Sander und Storch. 1787 sind 40 Nummern angegeben und 1833 44 Häuser und 248 Einwohner. Die Volkszählungen von 1869 und 1890 wiesen für Tschiaschel 198 bzw. 207 deutsche Einwohner nach. Die häufigsten Familiennamen waren 1934 Kaulfuß, Kammel, Partsch, Haase, Hocke, Hegenbarth, Kral, Kusebauch, Marek, Pompe, Sander, Teufel und Wrba.  

1965 war das tschechische Časlav (= Tschiaschel) keine selbständige Gemeinde mehr, sondern zählte zusammen mit Příbram (= Biebersdorf), Rychnov (= Reichen), Rytířov (= Rittersdorf) und Loučky (= Schönau) zur politischen Gemeinde Verneřice (= Wernstadt). Als Ortschaft hatte Časlav 1961 nur noch 30 Bewohner.

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